Visionen kühn voll Hoffnungsduft erblühten regenbogenbunt. Nun sind sie alle eingegangen – ins Protokoll…
Wertigkeit
Was ich nicht konnte und nicht wusste, was ich nicht war und nicht sein wollte, welchen Normen und Erwartungen ich nicht entsprach hatte man mir neunzehn Jahre beigebracht. Das einzig Lebenswichtige erfahre ich von dir: Mich lieben, wie ich bin…
Herbst
Es blutet in mir eine Narbe, aus meiner Wunde quillt von neuem Blut. Leert erst der Herbstwind Baum und Garbe und facht in wilder Freude an die Glut, dann müssen leere Felder, dürres Laub vergehen und in mir zehrt dem Feuer gleich die Sucht. Ich setz‘ ein Segel, lass mich treiben von dem Wehen, verwundet,…
Schwarzes Loch
Im Sog sich verdichtender Pflichten stürzen meine Stunden zusammen verschlungen vom singularisierten Muss…

Wutbürger
„Alle Gewalt geht vom Volke aus.“ Nein!! Gewalt geht gar nicht!…
Mondnacht am Fluss
Silbrig tropft es von den Häusern von den Brücken rinnt es reich, rieselt von den Bäumen tiefer, sammelt sich im Spiegelteich. Mischt sich in die Psalmenströme, Licht trifft Klang zu gleicher Flucht, glänzendes Rauschen, tauiges Gleißen, Zauberformeln in der Schlucht. Weidenschweigen, Lichterlieder, Märchenverse im Gesicht, Händekränze, Reigenleiber, zwei ist eins im Zauberlicht…

Minen
Minen, tückische,trügerische Schwestern Eine heuchelt sich harmlos, zielt gespitzt ins Herz…
Umkehr
„Nicht in die Sonne starren“, sagst du, „wenn es in deine Träume regnet! Geblendete sehen alles schwarz.“ Ich lächle – und entdecke hinter mir eine Regenbogenspinne…
Dem Geringsten meiner Brüder
Er wollte nur ein Dach über dem Kopf, Nahrung und Arbeit. Da schoben sie ihn ab: „Nicht bei uns!“ Er wollte nur lieben, wen und wie er wollte. Da erntete er Schläge, Spott und Spucke. Er wollte nur leben in Frieden und Gerechtigkeit. Da schrien sie: „Ans Kreuz mit ihm!“…
Akt
(für Leonard Nimoy) Zieh dich aus, trag nur dein Schöpfungskleid, leg alle Masken ab, die Rollen, die du spielst! Wahrhaft schön ist deine nackte Seele…